Geschichte des Kegelns
Entstehung
Das Kegeln kann als eines der ältesten Ziel-Wurf-Spiele gelten, die sich bis in unsere Zeit in zahlreiche Spielvarianten erhalten haben. Es hat seinen Ursprung in Ägypten, wo man bereits 3500 v. Christus Ballsportarten betrieben hat.
Trotz einiger Hinweise auf unterschiedliche kegelspielähnliche Betätigungen in der Antike, kann eine Kontinuität des Kegelspielens bis zu seinem erneuten Auftreten im Mittelalter nicht hergestellt werden.
Bei archäologischen Ausgrabungen fand man Teile eines Kinderkegelspiels und Wandreliefs in Grabstätten, die aus der Zeit um 3500 vor unserer Zeitrechnung stammen.
Vorläufer des Kegelns waren die damaligen Steinziel- und Wurfspiele.
In Europa entwickelten sich die Vorläufer des heutigen Kegelns erst im 12. Jahrhundert.
Das Kegeln war das erste Glücks- oder Wettspiel.
Die Erste offizielle Erwähnung des Kegelns findet man in der Stadtchronik der Stadt Rothenburg im Jahre 1157.
1265 schlossen sich die Bürger der Stadt Xanten und die Kanoniter des Stifts St. Victor zum „fratres Kegelorum“ zusammen und bildeten nach heutigen Begriffen den ersten Kegelclub.
Es kam zu Gewalttätigkeiten und Betrug. Die Folge war das Verbot von Kegeln unter Androhung von Gefängnis und Geldstrafen 1335 in Deutschland. Die meisten Menschen interessierten sich nur für den Wettaspekt, und das Sportliche rückte in den Hintergrund. England zog nach, und König Eduard III. verbot das Kegeln bei Todesstrafe. In Frankreich kam es 1454 zum Kegelverbot.
Erst im Jahre 1468 wurde in Deutschland das Kegelspiel mit Einschränkung des Einsatzes anlässlich von Kirchweihen wieder zugelassen. Im 15. Jahrhundert belegen zahlreiche Quellen, dass in fast jeder Gemeinde ein „Kegelreyß“ oder „Kegelplatz“ wie eine Tanzlaube zu den Orten gehörte, wo die Menschen ihre Vergnügungen feierten. Vom Kegel-„Platz“ abgeleitet war das „Platzen“, eine geläufige Bezeichnung für das Kegeln.
Obwohl es wie die meisten Spiele als Gotteslästerung galt, wurde Kegeln auch in Klöstern praktiziert und hier oft „Heidentöten“ genannt: die aufgestellten kurzen Holzsäulen wurden von den Mönchen als heidnische Götter und Dämonen behandelt, die sie mit Steinen oder Holzkugeln umwarfen.
Ende des 16. Jahrhunderts verlor das Kegelspiel endgültig seinen schlechten Ruf als Wett- und Glücksspiel und wurde wieder als Unterhaltungsspiel zugelassen. Nicht zuletzt, weil auch der Hochadel und die Geistlichkeit das Kegelspiel entdeckt hatten, das vorher nur vom gemeinen Volk ausgeübt wurde. Erste Regeln für das Kegelspiel stammen aus dem Jahre 1768.
Durch Württembergische Auswanderer kam das Kegelspiel im Jahre 1840 nach Amerika. Das Neunkegelspiel wurde jedoch wegen seiner Begleiterscheinungen (Wetten, Trinken, Gewalttätigkeiten, Betrug) vom Gouverneur von New York verboten. Daraufhin wurde das Kegelspiel 1868 geändert und die amerikanische Variante „Bowling“ (10-Kegel-Spiel) war erfunden.
Bis ins 18. Jahrhundert wurde ausnahmslos im Freien gespielt. Kegeln fehlte auf keinem Jahrmarkt und auf keiner größeren Hochzeit. Noch immer ging es oftmals um Gut und Geld. Auch die höfische Welt des Rokokos vergnügte sich beim Kegeln. 1786 beschrieb der Berliner Mediziner und Gelehrte Johann Georg Krünitz in seinem Lexikon erstmals „13 Regeln für das Kegelspiel“, die teilweise heute noch gelten, etwa dass nicht übertreten werden darf und die Kugel vor einer bestimmten Markierung aufgesetzt werden muss.
Zu Beginn des 19.Jahrhunderts kam es dann zu ersten Klubgründungen mit regelmäßigem Kegeln. Zuerst war deren Anliegen, die Bedürftigen zu unterstützen, aber schon bald traten die sportlichen Ziele in den Vordergrund.
Das moderne Kegeln
Am 09.11.1884 schlossen sich in Krefeld einige Kegelclubs zusammen und gründeten den Kegler Verband von Rhein und Ruhr. In diesem Jahr erschien erstmalig die „Deutsche Kegel- und Skatzeitung“. Dieser Zusammenschluss war der Beginn des Sportkegelns als Leistungssport.
Nachdem im April 1885 in Berlin der erste Ortsverband entstand, wurde auf dem „Keglerkongress“ am 07. Juni 1885 in Dresden der Zentralverband Deutscher Kegelclubs gegründet.
Ab dem Jahre 1886 wurden regelmäßige Bundesfeste auf den damals anerkannten Asphalt- und Bohlenbahnen durchgeführt.
Am 12.12.1889 wurde der „Zentralverband Deutscher Kegler“ in den „Deutschen Kegler Bund (DKB)“ umbenannt.
1891 fanden die ersten Deutschen Meisterschaften und der erste Dreibahnen-Vergleichskampf mit den USA auf Bohlen-, Asphalt- und Bowlingbahnen statt.
1893 entwickelte Georg Spellmann, Hannover, die regulierbare Parkett-Kegelbahn.
1900 fand in Berlin ein 100-tägiges Preiskegeln statt. Der Gewinner erhielt eine hochherrschaftliche Villa.
1910 wurden in den USA die ersten vollautomatischen Kegelaufstellmaschinen auf Bowlingbahnen in Betrieb genommen.
1921 wurde die Scherenbahn vom Deutschen Kegler Bund zugelassen. Zum ersten Mal nach dem 1. Weltkrieg erschien in diesem Jahr wieder die Deutsche Kegler Zeitung.
1922 fand in Frankfurt/Main die Deutsche Meisterschaft (Zehnermannschaft) auf Asphalt, Bohle und Schere statt.
1924 wurde das Bundes-Kegelsport-Abzeichen (BKSA) eingeführt.
Am 21. Januar 1926 wurde die erste Frau in den DKB aufgenommen.
1930 wurde der „Deutsche Kegler Bund“ in die Organisation der Internationalen Sportverbände aufgenommen.
Am 14.10.1950 erfolgte nach der Auflösung im 2. Weltkrieg die Neugründung des Deutschen Kegler Bundes in Bielefeld.
1952 wurde die „Fédération Internationale des Quilleurs“ (FIQ) als Nachfolgeorganisation des internationalen Dachverbandes (durch den Krieg aufgelöst) gegründet. Im FIQ sind derzeit 100 Nationen und mehr als 11 Millionen Sportkegler und Bowler organisiert.
1965 wurde in Berlin das 23. und bis jetzt letzte Bundesfest des DKB auf Scheren-, Bohlen-, Asphalt- und Bowlingbahnen ausgetragen. Es standen 48 Kegelbahnen für 5.018 gemeldete Starts zur Verfügung.
1972 wurden die ersten Kegelbahnen mit einer Kunststofflauffläche gebaut.
Am 30. Januar 1976 wurden in Hagen und am 25. Juni 1976 in Augsburg die ersten DKB eigenen Leistungszentren eröffnet.
1978 wurden in der Bundesversammlung des DKB Maßnahmen zur Förderung der Öffentlichkeitsarbeit und der Freizeit- und Breitensportaktivitäten gefordert.
1979 wurde erstmals aus Anlass des „Internationalen Jahr des Kindes“ ein „Kegeln für die UNICEF“ durchgeführt. Das Olympische Komitee (IOC) erkannte die „Federation Internationale des Quilleurs“(FIQ) als Sportverband im olympischen Sinne an.
1980 hielt der Computer (Mikroprozessor gesteuerte Kegelstellmaschine) auf den Kegelbahnen Einzug.
Im November 1982 fand in Münster auf privater Initiative zum ersten Mal „Europas größte Kegelparty“ statt. Es wurden nur Freizeit- und Hobbykegler zum Start zugelassen. Diese Veranstaltung wird bis heute jährlich durchgeführt.
1985 feierte der Deutsche Keglerbund (DKB) sein 100-jähriges Bestehen. In diesem Verband sind ca. 180.000 Sportkegler und Bowler organisiert.
Am 08.12.1990 wurden die neuen Bundesländer in den DKB aufgenommen. 1991 führte der DKB eine Spendenaktion zugunsten der Deutschen Kinderkrebshilfe durch und erreichte ein Spendenaufkommen von über 500.000 DM.
1998 gehörten zahlreiche Athletinnen und Athleten des DKB in den Disziplinen Asphalt, Bowling und Schere zu den amtierenden Welt- und Europameistern sowie Weltcup-Siegern der Saison.
21. Jahrhundert
Zum Beginn scheint das Interesse am Kegelspiel wieder leicht zu steigen. Regelmäßige Kegelrunden werden wieder „in“, und das Kegeln wird auch bei Events, z. B. bei Geburtstags- oder Firmenfeiern, wieder beliebter.
Kegeln heute
In Deutschland kegeln etwa 21 Millionen Menschen zu ihrem Vergnügen. Davon kegeln etwa 4 Millionen regelmäßig. Durch die große Beliebtheit kann man heute das Kegeln als Volkssport bezeichnen. Man unterscheidet zwischen Hobby- und Sportkegeln. Während beim Sportkegeln sportliche Betätigung und Wettkampf im Mittelpunkt steht, zielt das Hobbykegeln eher auf Geselligkeit uns Spaß ab.
Seit 1979 ist der Kegelsport mit seinem internationalen Verband vom IOC als olympische Sportart anerkannt. 100 Nationen mit über 11 Millionen Mitgliedern sind derzeit Mitglied in der FIQ. Neben den rund 70.000 Sportkeglern, die das Kegeln wettkampfmäßig betreiben, sind die sogenannten Freizeitkegler in unserem Lande noch immer die Mehrzahl.
Das ehemalige Kegelspiel zum Vergnügen hat sich - neben der Leistungssportvariante - zu einer Jedermann-Sport-Bewegung erster Güte entwickelt.